Montag, April 10, 2006

Kunden an allem schuld

Wenn man dieser Nachricht von heise Glauben schenken darf, dreht die Filmindustrie jetzt vollkommen durch:

Zwar kauften die Verbraucher in Deutschland mehr als 104 Millionen Bildtonträger und damit so viele wie noch nie. Der durchschnittliche Preis der Bildtonträger ging jedoch von 13,96 Euro auf 13,09 Euro zurück, sodass die Branche nicht wachsen konnte.

Aha. Wir haben einen in der freien Marktwirtschaft für technische Produkte üblichen Effekt: der Preis eines Produktes gleichbleibender Qualität (ich rede jetzt mal nicht vom Inhalt der DVDs, sondern von Aufmachung etc.) geht mit der Zeit nach unten.Vergleiche Computer, MP3-Player etc.

Für die Filmwirtschaft ist die Vermarktung auf DVD längst wichtiger als die Einspielergebnisse der Kinos. Die DVD-Einnahmen sind mehr als doppelt so hoch wie die Kino-Umsätze. [...] Nach Stückzahlen aber gab es bei den DVDs erneut ein Rekordjahr: Nach 90,2 Millionen verkauften DVDs im Jahr 2004 stieg der Absatz nach Stückzahlen im Jahr 2005 erneut um 9,5 Prozent auf 98,7 Millionen DVDs.

Fassen wir zusammen: die Kunden kaufen so eifrig wie nie zuvor DVDs. Weniger verdient wird damit nur, weil der Einzelpreis eben gesunken ist, was nichts außergewöhnliches ist.

Neben dem Preisverfall leidet die Videowirtschaft unter dem schwachen Kinojahr 2005 ? und macht, wie schon gewohnt, auch die illegale Vervielfältigung von Filmen für die Rückgänge bei den Gesamtumsätzen verantwortlich.


Moment. Nochmal, zum mitschreiben. Es wurden soviele DVDs wie noch nie zuvor gekauft. 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Es gab also noch viel mehr ehrliche Kunden als je zuvor - und trotzdem wird der Kunde von der Videowirtschaft erstmal als Verbrecher bezeichnet.

Nimmt die überhaupt noch jemand ernst - außer den Politikern, die nur allzu willfährig alles tun, was Film-, Musik- und Verwerterindustrie verlangen, und sei es noch so absurd?

Treffend auch jeder Kinogang (gestern erst wieder erlebt): da bezahlt man zwischen 6 und 10 Euro je nach Kino und Film - und darf sich am Anfang in mehreren (mindestens 2) Werbespots von GVU etc. anhören, wie kriminell doch Raubkopierer sind. Hallo? Ich habe bezahlt. Wer gewerblich raubkopiert, den wird so ein Spot auch nicht aufhalten. Und ich als ehrlicher Kunde werde erstmal als Krimineller dargestellt. Dito bei DVDs, wo man vor Beginn des Films ca. 5 min (gefühlt wenigstens eine halbe Stunde) lang aufgefordert wird, kein Raubkopierer zu sein (bei einer gekauften DVD).

Ehrlich mal.

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2 Comments:

Blogger John Dean said...

Da macht sich die Filmindustrie untereinander Konkurrenz (prima!), und beklagt sich anschießend über die Kunden, welche dreisterweise die Vorteile dieser Konkurrenz (sinkende Preise) nutzen.

Böser Kunde!

Mein Vorschlag zur Güte an die Filmindustrie: Hör auf zu jammern! Wenn es sich für dich nicht mehr lohnt, dann zahl einfach niedrigere Millionengagen oder den Rechteinhabern etwas weniger Geld. Dann musst du auch nicht so schrecklich furchtbar am Hungertuch nagen.

4/12/2006 03:57:00 PM  
Blogger littleandy said...

Das schlimme ist ja, dass viele Musiker am Ende gar nicht so viel bekommen. Da geht soviel weg für die vorgeschaltete Industrie (vom Musikverlag bis zum Einzelhändler), für unglaublich teure Musikvideos (ich hab mal gehört, unter 1 Mio. ginge bei bekannteren Gruppen gar nichts mehr) und Promotion.

4/12/2006 06:51:00 PM  

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