Freitag, Juli 07, 2006

Öffentlich-Rechtliche suchen Rechtfertigung

Vermutlich aufgrund wachsender Proteste gegen die ab 1.1.2007 neu erhobenen Rundfunkgebühren auf internetfähig Geräte haben die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Studie veröffentlicht, nach der es heißt:
In Verbindung mit einer Flatrate für den zeitlich unbegrenzten Internetzugang, über die 50 Prozent der Onliner abrechnen (2005: 18 Prozent), können "breitbandige Angebote" wie Video- und Audiobeiträge über das Internet komfortabel abgerufen werden. Für Fernseh- und Hörfunkanbieter sind Streaming- bzw. Download-Angebote besonders interessant, da diese vor allem von ihrem Publikum nachgefragt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt die ARD/ZDF-Online-Studie 2006, die die ARD/ZDF-Medienkommission in Auftrag gegeben hat.

Hm. Wonach klingt das? Genau: als Begründung dafür, dass für Internetangebote Rundfunkgebühren abgezocktkassiert werden dürfen.
Parallel dazu wächst die Nachfrage nach mobilem Fernsehen: 44 Prozent der Internet-Nutzer bekunden starkes Interesse, wobei als Empfangsgerät der Laptop vor dem Handy und dem Organizer rangiert.

Sag ich doch - Rechtfertigung. Damit wissen wir jetzt schon genau, dass auf eben diese Geräte Rundfunkgebühren erhoben werden sollen - Laptop, Handy, Organizer.
Und so geht es noch weiter im Text. Es kommen noch der Vorsitzende und sein Stellvertreter der Medienkommission von ARD und ZDF zum Wort, die in blumigen Worten betonen, wie wichtig es doch sei, dass die Medieninhalte der öffentlich-rechtlichen Sender doch auf allen Plattformen zu empfangen seien.
Also, fassen wir zusammen: es gibt eine Umfrage, von ARD und ZDF in Auftrag gegeben, und es werden die Chefs von deren Medienkommission zitiert. Nun ist es nichts neues, dass eine Umfrage, wenn sie denn richtig formuliert ist, genau die Ergebnisse bringt, die man haben möchte. Es dürfte kein Problem sein, eine Gegenumfrage zu machen, die ergibt, dass die Leute nicht bereit sind, mit ihren Rundfunkgebühren Sendungen wie "Verbotene Liebe" oder überteuerte Moderatoren wie Beckmann zu finanzieren. Und was die Chefs der Medienkommission sagen, kann sowieso nicht ernst genommen werden, die versuchen ja lediglich, schonmal gegen die Verfassungsklage der VRGZ Stimmung zu machen - oder sollte es reiner Zufall sein, dass diese Studie gerade jetzt veröffentlicht wird?
Auch die Welt erkennt offensichtlich den Zusammenhang:
Das "Abruf-Fernsehen", sagt Intendant Markus Schächter, werde die TV-Nutzung grundlegend verändern. Seinem Fernsehsehrat malte er vor wenigen Tagen erst "die digitale Zukunft des ZDF" via Internet- und Handy-TV aus. Kein Wunder, denn ab Januar wollen die öffentlich-rechtlichen Sender nicht nur für Radio und TV, sondern auch für Internet-Computer und Handys Rundfunkgebühren kassieren.

Na, das klingt schon anders als die offizielle Mitteilung von ARD und ZDF, oder? Und nun gibt's auch noch Streit zwischen den beiden. Hintergrund: bei der ARD ahnt man schon etwas von den Protesten, und will daher intern für internetfähige Rechner zunächst nur die Radio-Grundgebühr von 5,53 Euro verlangen - nicht zuletzt deswegen, weil die ARD-Sender bisher außer der Tagesschau gar kein Livestreaming anbieten (der Download von bereits gesendeten Beiträgen ist kein Rundfunk und damit nicht Rundfunkgebührenpflichtig). Das ZDF hat allerdings keine Radio-Sender - und würde deswegen vom neuen Kuchen nichts abbekommen. Daher besteht man beim ZDF darauf, den kompletten Betrag abzuzockenkassieren...
Man darf gespannt sein!

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1 Comments:

Blogger Mone said...

wenn ich das lese koche ich nur noch...

SCHLUSS MIT DER ABZOCKE DER GEZ!!

PS: Ich würde gern für einen DSL Anschluß + Flat eine monatliche Gebühr bezahlen, aber leider bei uns wegen der Kabel nich machbar. Und da wird sich wohl in den nächsten zwanzig Jahren nichts ändern.

7/07/2006 08:42:00 AM  

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